Montag, 21. Oktober 2013

Spende Blutplasma sei ein Superheld!

Manchmal wacht man morgens auf, die Sonne reflektiert sich tausendfach in den herumfliegenden Staubkörnern, die Vogel spielen  krächzend-routiniert ihr Konzert ab, man wird von dem Gefühl des Friedens, Glückes und Liebe regelrecht überrannt. 
Man will der Welt, unserem Herrn und Schöpfer, seiner Tentakeligkeit, was zurückgeben und realisiert das 15€ mehr in der Geldbörse genau richtig dafür wären.
Was kann das sein? Klar eine Plasmaspende! Hier äußere ich meine Erfahrungen mit der Spende bei der größten privaten  Blutspendeeinrichtung- der Haema AG.

Was ist Plasma? Hier prahle ich mit meinem in aller Schnelle eingelesenen Wikipedia-Wissen- das Blut besteht zu 50-70% aus Blutplasma, diese transportiert alles was so im Blut rumschwimmt von Punkt A zum Punkt B über Punkt C.

Die Spenden werden für gerrinungsaktive Medikamente für Menschen mit Bluterkrankheit oder Immunschwäche oder auch für Herstellung aller möglichen Medikamente benötigt. Noch ein obligatorisches "Oder so" am Ende als Absicherung für den evtl. geschriebenen Blödsinn. Klar ist der Nutzen nicht so einfach wie bei einer Blutspende begreifbar, aber Plasma wird auf jeden Fall benötigt.

Vor etwa 4 Jahren spendete ich schon eine zeitlang Blutplasma, warum nicht wieder anfangen? Und so begab ich mich zum örtlichen Spendezentrum.

Also natürlich habe ich zuerst telefonisch einen Termin genommen, aber langsam muss auch ein Bild rein. Mehr Traffic würde natürlich ein Katzenbild erzeugen, aber unsere Katzen wollen leider kein Blut spenden.

Trotz des ausgeprägten Altruismus entschied ich mich für einen privaten Anbieter - die Leipziger Haema AG. Das Unternehmen ist die größte private Blutspeneeinrichtung Deutschlands mit 33 Blutspendenzentren und 1100 Mitarbeitern. Medizin ist ein Geschäft, die Aufwandsentschädigung ist wirklich nicht mehr als das, körpereigene Säfte findet mancheiner eklig, aber sie sind wirklich viel wert. Laut des "Jahresabschluss zum 31. Dezember 2011" der Haema AG (siehe Bundesanzeiger.de) beträgt der deutsche Blutspende/Transfusionsmarkt rund 1 Milliarde Euro. Auch schrieb 2011 die Haema einen Gewinn von rund 5,3 Millionen Euro bei einem Umsatz von 43,4 Millionen Euro. 2012 soll der Umsatz laut der eigenen Webseite sogar bei 100 Millionen Euro liegen, die Steigerung in Vergleich zu 2011 ist zu groß, wahrscheinlich habe ich die Bilanz falsch gelesen oder es spielen andere Faktoren eine Rolle. Jährlich werden bei Haema etwa 1 Million Blut- und Plasmaspenden getätigt.

Beeindruckend auf jeden Fall müssen die "Lebensretter" wahrlich kein schlechtes Gewissen haben und selbst wenn wird das schlechte Gewissen vom unglaublichem Stolz überlagert.

Die Haema nimmt eine ganze Etage des Gebäudes ein, neben einem Warteraum mit Sitzangelegenheiten (und Kaffeeautomat!) und Betriebsräumen nimmt das Spendezentrum mit seinen dutzenden Spenderliegen nebst Spendeapparatur von Bexter den größten Platz ein.

Fast immer ist es brechend voll, das Volk ist edel und hat eine reine Seele, jeder gibt der Gesellschaft gerne was zurück ob Mann oder Frau, ob alt und jung. Ob hungrige Schüler/ Studenten oder gestandene Geschäftsfrauen und Hausmänner. Innen.  Ein Querschnitt der Gesellschaft, in seiner Güte vereint. Und ja das ist sogar ernst gemeint, das Publikum ist ganz nett.


Wie läuft die Spende ab? Beim ersten Termin wird nur der Papierkram erledigt, man stellt sich dem Arzt kurz vor, am ersten Tag begrenzt sich die Spende auf eine Blutprobe. Sicherheit spielt eine große Rolle, die Spendebedingungen kann man hier einsehen (PDF) - ob Zugehörigkeit zu einer Risikogruppe, Einnahme der Medikamenten, Auslandsreisen, kürzlichen Piercings oder das Auffinden der toten Tiere- es gibt eine Menge von Kriterien.  Der Fragebogen mit Fragen nach Befinden/Risikogruppe/Veränderungen etc. muss jedes mal neu ausgefüllt werden.

Nach etwa einer Woche liegen die Ergebnisse der Blutuntersuchung vor, man ist bereit zur ersten Spende. Hier sieht man wieder mal den Herrn/Frau Doktor mit dem ausländischen Akzent wird abgehört, gewogen, Temperatur gemessen, gepiekst, allgemein kritisch beäugt und hat noch eine Chance Fragen zu stellen. Alle 3 (4?) Ärzte des Spendezentrums sprechen mit einem osteuropäischen oder orientalischen Akzent, in Deutschland fehlen die Ärzte, müssen sie doch die Norweger/Briten/etc. mit dem deutschen Akzent beglücken.

Diese Untersuchungen- Gewicht, Blutdruck, Temperatur, Hämoglabin finden auch vor jeder anderen Spende statt, aber nicht mehr beim Doktor. Natürlich muss man sich mit jedes mal ausweisen.

Sind alle Hürden überstanden gibt es keinen Rückweg, man muss sich der Nadel stellen, ungeduldig wartet man bis man aufgerufen und zum Folterinstrument geführt wird. Davor desinfiziert man seine Hände und schnappt sich ein sauberes Herzchen, dieses gibt einem Halt, wenn man zu viel Angst hat.

An der Liege angekommen wird der Kopf- und Fußbereich sowohl die Lehne ("Rechte Hand oder linke?") mit einem Einwegtuch bedeckt, der hinterlistige Assistent fragt einen wie zufällig nach dem Namen und Geburtsdatum, schon wieder so eine Sicherheitsmaßnahme, und piekst in den mit Alkohol eingesprühten Finger um den Eisenwert zu messen. Die Spendeapparatur wird inzwischen mit den allenmöglichen (Einweg)-Beutelchen und Schläuchen verkabelt.

Dann stürzen zwanzig ehemalige Boxer auf den potentiellen Lebensretter und stechen gnadenlos in den Arm. Nein, es ist nur eine(r) und zwar ein Fähiger. Bei meiner ersten Spende nach der Pause guckte ich mit großem Interesse die Gerätschaften an, dies wurde als Angst interpretiert und auf mich wurde beruhigend eingeredet- was nun genau passiert und wie die Röhren und Zentrifugen funktionieren. Klar wird das einstudiert sein, aber ist doch schön, wenn Mitarbeiter sich auskennen.

 Die Mitarbeiter stechen den ganzen Tag auf die Menschen ein und das klappt super, ich erkenne kaum die Adern, aber jedes mal wurde die Vene beim ersten mal erfolgreich angezapft. Die Spende läuft in zwei Phasen ab- bei der ersten wird das Blut entnommen und in einer Zentrifuge geschleudert bis eklige, gelbe Flüssigkeit den Spendebeutel gefüllt hat, bei der Zweiten werden die Reste zurück in unseren hochgeschätzten Spendekörper zurückgepumpt.

Die Nadel fühlt sich störend an, ein komisches ziehendes Gefühl macht sich breit, aber schlimm ist es nicht. Leuchten beim Abpumpen die gelben und roten Lämpchen auf, drückt man vor Schreck automatisch das ausgeliehene Herzchen zusammen und es wird wieder grün.

Im Laufe der etwa 40 minütigen Spende werden diese Phasen 3-4 mal durchlaufen, man kann ein mitgebrachtes Buch oder bereitgelegte Zeitschrift lesen oder die benachbarten Lebensretter beobachten.
Einmal pro Spende kommt der Doktor vorbei, fragt nach unserem Befinden und segnet die Spende ab.
So sitzt man da und wartet bis je nach Körpergewicht 650ml (<=60kg); 750ml (61-80kg) oder 850ml Plasma entwendet sind.

Vollbracht! Am Ende bekommt man noch Kochsalzlösung eingespritzt, es sieht wirklich sehr lustig aus bis die Flüssigkeit in den Röhrchen von rot immer durchsichtiger wird und es fühlt sich kalt an, ein Mitarbeiter kommt vorbei, klemmt zunächst die Spende und später auch uns ab und legt einen Verband rum, wir greifen nach unseren Sachen und drücken den Spendebeleg auf unser Herz. Von unserem treuen Begleiter, dem roten Herzchen, müssen wir uns trennen, es kommt ein "benutzt"-Behälter.

Den Spendebeleg kann man gegen Geld tauschen, Haema empfiehlt aber noch 15-30 Minuten zu bleiben, kostenlosen Kaffee und Tee aus dem Automaten zu trinken, manchmal gitbs auch ein Eis oder andere Kleinigkeit um das Gefühl ein Held zu sein noch besser zu zelebrieren.

Die Spende wird auf Syphilis bis HIV über Hepatitis 1 bis 12 und vielen anderen Sachen untersucht und verbleibt 4 Monate in der Quarantäne, man wartet ab ob eine neue Spende den Negativbefund auch aufweist. Äh den Befund nicht aufweist, also ob unsere Plasma für den Verzehr geeignet ist. Deswegen sollte man auch regelmäßig hingehen.

Was bleibt uns? Die Gewissheit was Gutes getan zu haben, Haema ist ja ein großer Arbeitgeber und hat sicher Aktionäre, 15 Euro und einen gewissen, regemässigen  Gesundheitscheck, ich gehe eher selten zum Arzt, ist doch schön, wenn das Blut und Co. immer mal angeschaut wird. Außerdem bekommt man einen schönen "Unfallhilfe und Blutspender-Pass" mit mäßig Information über das eigene Blut. Mein Blut hat unter anderem ein (CCd.ee) was auch immer das ist. Wie soll man sowas sonst erfahren?!

Die Plasmaspende ist schonender als Vollblutspende, zwischen zwei Spenden müssen drei Tage liegen, maximal sind jährlich 45 Spenden erlaubt. Ich bevorzuge es seltener zu spenden, man weiß ja nie wie gut es für den Körper wirklich ist und vor allem will man nicht wie ein Drogenjunkie aussehen. Wobei das natürlich nichts schlimmes ist, was man doch woher das stammt.

Ich habe immer den Eindruck gut im Spendezentrum aufgehoben zu sein, die Mitarbeiter kennen sich aus, das ausgeklügelte Sicherheitssystem gibt einem ein Gefühl der Sicherheit. Sowohl für sich als auch den Empfänger der Spende.

Also Spenden ist toll- go, go go!


LINKS:
Haema AG 
Haema Spendenablauf
Haema FAQs

Blutplasma Wikipedia

P.S. Ich bezweifle zwar sehr regelmäßige Besucher zu haben, aber der Blog ist nicht tot, ich werde versuchen wenigstens ab und zu einen neuen Beitrag zu schreiben. Wenigstens aller 2-4 Wochen sollte schon was neues erscheinen.














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